Freitag, 1. März 2019

Besitzverhältnisse

Ein Freund hatte ein Grundstück, das er für verschiedene Zwecke nutzte. Das Grundstück wurde durch einen schmalen Bach begrenzt. Hinter dem Bach begann das Land eines Bauern, der aber den Rand seines Landes gar nicht bearbeitete, weil dieser Rand vor einer Böschung lag.

Nun wollte mein Freund einen Unterstand für einige Werkzeuge bauen und kam auf die Idee, dass er sein Grundstück wie gewohnt weiter nutzen konnte, wenn er diesen Unterstand hinter den Bach stellte. Er fragte den Bauer, ob dieser ihm die paar Quadratmeter günstig abtreten würde und der Bauer versprach, darüber nachzudenken. Dann wollte der Bauer wissen, ob mein Freund jemanden kannte, der ein altes, fahrtüchtiges Auto loswerden wollte, das er benutzen konnte, um eine Viehtränke zwischen den Abschnitten einer Weide zu bewegen. Mein Freund überlegte und ihm fiel ein, dass er selbst noch einen alten Polo im Schuppen stehen hatte, der seit Jahren abgemeldet war. Damit ließ sich zwar kein Schönheitspreis gewinnen, aber nach einem Tag Arbeit lief der Motor wieder.

So kam es, dass ein kleiner Streifen Land gegen einen alten Volkswagen getauscht wurde. Wie bei jedem guten Geschäft hatten beide Parteien einen Gewinn gemacht. Das Grundbuch erfuhr keine Änderung. Aber das Grundbuch hatte auf dem Land noch nie viel mit den tatsächlichen Besitzverhältnissen zu tun. Und das Auto wurde auch nie angemeldet. Es steht meistens in einer Scheune, wenn es keine Viehtränke über die Weide zieht.

Nun könnte ich sagen, dass wir hier kleine Rebellen sind, die den Raubstaat bei ihren Geschäften außen vor lassen und ihn so um Einnahmen bringen, die er sowieso verprassen würde. Aber das wäre nur der kleinste Teil der Wahrheit, denn eigentlich geht es darum, dass hier kein Mensch mehr Geld zum Leben übrig hätte, wenn wir uns an alle Regeln hielten.

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