Die späten 80er Jahre. Meine
Freundin schoss auf ihrer kleinen Enduro durch die schmalen Straßen
ihres Heimatdorfes. Wir hatten nach den Pferden gesehen und nun
wollte sie ein kleines Rennen. Eine Enduro ist wendiger, als ein wild
umgebauter Chopper, aber ich ließ mich nicht abhängen. Da
steuerte sie auf die kleine Brücke zu, vor der die Straße
einen Absatz, einer Rampe nicht unähnlich, hatte. Normale
Menschen bremsten an dieser Stelle auf Schrittgeschwindigkeit
herunter und viele Einheimische nahmen einen Umweg zur nächsten
Brücke in Kauf, um ihre Fahrzeuge zu schonen. Mit einer Enduro
ließ sich die Brücke der gesamten Länge nach
überspringen.
Ich habe nie behauptet, besonders
normal zu sein und ich hatte einige PS mehr zur Verfügung.
Erwähnte ich schon, dass ich mit verkürzten Federn und
einer ungepolsterten Sitzbank fuhr, um der Straße näher zu
sein? Jedenfalls zeigte mir der nächste Blick nach untern, dass
ich mich erschreckend weit von der Straße entfernt hatte. Man
hätte ein paar Kisten Bier auf der Brücke stapeln sollen,
um es noch spektakulärer aussehen zu lassen.
Die Landung war hart. Meine
Wirbelsäule stauchte sich zusammen, wie die Gabel. Beides hielt
und ich kam souverän neben meiner Freundin zum Stehen.
Aus ihrem Blick sprach unverhohlene Bewunderung, als sie
sagte:
„Ich hätte geschworen, dass du
hier bremst.“
Ich war Evel Knievel. Zumindest für einen Moment.
Anschließend litt ich für Wochen unter höllischen
Rückenschmerzen. Aber ich wäre lieber gestorben, als mir
das anmerken zu lassen.
Copyright © 2018 by Holger Pinter. Alle Rechte vorbehalten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen